Tuchfabrik F.G. Herrmann & Sohn mit Herrmannstift

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Tuchmacherhandwerk in Bischofswerda

Das Tuchmacherhandwerk zählt zu den ältesten überlieferten Gewerben Bischofswerdas, bereits kurz nach dem Jahre 1406 erhielt deren Innung die bischöfliche Bestätigung. Zu Gute kam den Tuchmachern insbesondere der Umstand, dass ihr Rohstoff hier leicht und günstig zu beschaffen war: Die Schafzucht war in Bischofswerda und Umgebung weit verbreitet. Mit der Industrialisierung veränderte sich das jahrhundertealte Gewerbe für immer.

Firmengeschichte F.G. Herrmann & Sohn

Im Jahr 1800 eröffnete der Tuchmachermeister Friedrich Gottlob Herrmann noch ganz traditionell mit gerade einmal fünf Handwebstühlen seinen Betrieb. Dann der Rückschlag: Stadtbrand und Plünderungen napoleonischer Truppen im Kriegsjahr 1813 brachten ihn beinahe um seinen Besitz. Trotz Verarmung schaffte es Herrmann in der Folge sein Unternehmen wiederaufzubauen, was ihn in die Lage versetzte, 1822 die alte Stadtmühle (gegenüber dem heutigen Standort der Postdistanzsäule) aufzukaufen, wo er die erste mechanische Wollspinnerei etablierte. Dieses Stadtmühlengrundstück sollte auch das Zentrum der späteren Fabrik werden. 1840 erfolgte die Gründung der Tuchfabrik F.G. Herrmann & Sohn durch den Junior, Gottlob Ehregott Benjamin Herrmann. Bereits 20 Jahre später gehörte das Unternehmen zu den größten sächsischen Tuchproduzenten. Einer der größten Abnehmer war dabei das Militär: Seit den Befreiungskriegen von 1813f. hatten Herrmann & Sohn ununterbrochen Tücher für den Armeebedarf hergestellt. Die Unternehmerfamilie zeichnete sich neben ihrer starken wirtschaftlichen Stellung, auch durch ein hohes Maß an sozialem Engagement aus, welches bis in die Gegenwart reicht. Denn auch heute noch werden jährlich Gelder aus den Herrmannschen Stiftungen für soziale Zwecke in Bischofswerda eingesetzt. Ganz im Gegensatz zum Unternehmen selbst, das schon seit 1946 nicht mehr existiert. Damals wurden dessen Besitzer enteignet und der nunmehr verstaatlichte Betrieb in VEB Tuchfabrik Bischofswerda umbenannt. 1961 kam es zur Verlagerung der gesamten Produktion nach Großröhrsdorf. Die Fabrik in Bischofswerda wurde stillgelegt und deren Gebäude zeitweilig als Garnlager genutzt. Damit fand die jahrhundertealte Tradition des Tuchmacherhandwerks in Bischofswerda ein abruptes Ende.

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Neustädter Straße 2
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